Die Gründung
Gegründet wurde die GKG Silbermöwe am 06.06.1952 im Bürgerhof Lübeck als vierte Karnevalsgesellschaft in Lübeck. Bedingt durch die Nachkriegszeit war der Nachholbedarf an Geselligkeit und Frohsinn so dominierend, dass die Möwe es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Gesellschaft wieder zur Fröhlichkeit zu ermuntern. Diese grundsätzlichen Aufgaben sind bis heute unverändert geblieben, weiteten sich jedoch durch die unermüdlichen Aktivitäten der Gesellschaft in vielfältiger Weise aus. Über ihr eigenes Vereinsgeschehen hinaus war die Zusammenarbeit mit den anderen Lübecker Gesellschaften stets ein erklärtes Ziel der Silbermöwen.
Der erste Präsident und somit der Gründer der Möwe war Walter Nicolas. 26 Mitglieder zählte die Silbermöwe zu diesem Zeitpunkt. Am 11.11.1952 präsentierte sich die GKG Silbermöwe mit selbstgegossenen Orden, mit Elferratsmützen aus Papier und mit grünen Schärpen auf ihrer ersten Prunksitzung im Café Opera.
Die ersten Jahre
Im Februar 1953 rollte der erste Elferratswagen des Vereins im Großen Rosenmontagsumzug mit.
1954 war die Möwe bei der Gründung des Norddeutschen Karnevalsverbandes (NKV) in Hildesheim dabei. Im gleichen Jahr wurde die erste Tanzgarde aufgebaut, die dann 1955, als eine der ersten weiblichen Tanzgarden in der Bundesrepublik, in den von Männern beherrschten Karneval eindrang. Zu dieser Zeit waren Frack, kurze Hosen und Holzgewehre das Markenzeichen der Silbermöwen-Garde.
Nach langen Diskussionen wurde die Silbermöwe 1959 Mitglied im Bund Deutscher Karneval (BDK). Im Rheinland konnte man es sich nicht vorstellen, dass es Karneval im Norden überhaupt gibt. Da wurde der BDK jedoch eines Besseren belehrt. Lübeck hat zu diesem Zeitpunkt bereits acht Karnevalsvereine. In diesem Jahr wurde der erste Showtanz der Silbermöwe auf die Beine gestellt.
Die Möwe hat ihre ersten auswärtigen Veranstaltungen in Neustadt, Hamburg, Mölln und auf dem Fährschiff Nils Holgersson auf der Fahrt nach Schweden. In der Zeit von 1963 bis 1973 fährt die Möwe mit ihrer Tanzgarde, Mariechen und dem Büttenredner zu dem Narrenkongress des NKV. 1977 werden die Germanen mit ihrem legendären Met-Stand ins Leben gerufen. Diese Gruppe entstand aus einigen Elferatsmitgliedern. Auf jedem Stadtfest in Lübeck & Umgebung findet man unsere Germanen mit ihren urigen Kostümen. Die Besucher sind begeistert und es wird aus vollen Kübeln der Met verkauft. Ein Fest ohne unsere Germanen ist zu dieser Zeit nicht mehr denkbar. Auch der Elferrat wandelt sein Äußeres und glänzt nun schick im weißen Smoking. Noch heute ist der Elferat auf jeder Veranstaltung dabei und bildet einen tollen Hintergrund, auf den man bei unseren Veranstaltungen nicht verzichten kann.
Start der Turnierausrichtungen
1972 richtet die GKG Silbermöwe im Auftrag des NKV das zweite Norddeutsche Tanzturnier aus.
Ein Meilenstein im Gesellschaftsleben, der neue Ziele setzt und der Vereinsmotor für die tanzende Jugend wird. Im Wettbewerb um die besten karnevalistischen Darbietungen im Norden (Pokalwettbewerb) gewinnt die Möwe zwischen 1970 und 1976 alle ersten Preise mit Büttenreden, Garde-, Show- und Mariechentanz. Im NKV tanzen sich die Gruppen in die Spitzenklasse vor.
Der Showtanz „ Waterloo“ wird 1975 und 1976 Norddeutscher Vizemeister und qualifiziert sich somit für die Deutsche Meisterschaften, wo sie beide Male erfolgreich den 3. Platz belegen.
Das Showballet der Silbermöwe wurde zum Aushängeschild des Vereins. Die flotten jungen Damen überzeugen die nächsten Jahrzehnte hinweg auf vielen Turnieren und den Deutschen Meisterschaften. Sie vertreten den Verein in allen Ehren. Einige dieser Damen tanzen heute noch aus Spaß an der Freude und bringen ihre Erfahrungen heute mit in den Verein ein.
Unvergessliche Veranstaltungen
1975 zieht die Möwe mit ihren Karnevalsveranstaltungen vom Moislinger Baum in die Schwarzbunte. Diese Veranstaltungen platzen jedes Jahr aufs Neue „aus allen Nähten“ und bis zum Abriss des Gebäudes 1998 feiert der Verein mit Hunderten von Karnevalsliebhabern den Rosenmontag.
Turniererfolge
Tanzmariechen Ingrid Schlößl wird 1976 Norddeutsche Vizemeisterin und tanzt sich in die Spitzenklasse der Deutschen Tanzmariechen, ein Auftritt in der Fernsehsendung „Zum blauen Bock“ folgt. Sie erreicht 1977 auf der 6. Deutschen Meisterschaft in Nürnberg den 6. Platz. Ein Jahr darauf in Saarbrücken schafft sie es dann fast, auf dem begehrten „Treppchen“ zu stehen und holt dem Verein einen sehr guten aber undankbaren 4. Platz. 1976 werden die ersten Kinder- und Juniorengruppen aufgebaut. Garden, Mariechen und Showtänze qualifizieren sich seit 1974 in Folge für die Deutschen Meisterschaften, z.B. in Bonn, Nürnberg, Stuttgart, um nur einige Orte zu nennen.
Die Silbermöwe wird 25
1977 feiert die Möwe ihr 25. Stiftungsfest. Walter Nicolas bekommt als einer der ersten in Deutschland den BDK Orden in Gold. Den vielfältigen Bemühungen folgen ab 1977 die regelmäßigen Empfänge für die Lübecker Karnevalstollitäten im Rathaus, und heute ist das Komitee Lübecker Karneval unter der Mitwirkung aller Gesellschaften aus dem Lübecker Karnevalsgeschehen nicht mehr wegzudenken.
Zu dieser Zeit wird der erste Prinzenball im Mövenpick gefeiert, dessen Vorläufer die Prinzenproklamationen waren. Bis zum heutigen Tag ist der Prinzenball der Höhepunkt der Session. Am 23. Januar 1980 – mitten in der Session – verstirbt unser Präsident W. Nicolas plötzlich und unerwartet. Der Vizepräsident Andreas Wolf übernimmt die Präsidentschaft und formt die Gesellschaft beharrlich weiter zu neuer Größe. Andreas Wolf wird später zum Ehrenpräsident der Möwe ernannt. Er hat dem Verein wertvolle Dienste geleistet.
Die 1980-er Jahre im Verein
Das Qualifikationsturnier des NKV wird zu Ehren des verstorbenen Präsidenten zum „Walter-Nicolas-Turnier“ umbenannt. 1981 wird der Chor der Silbermöwe unter der Führung von Manfred Seidel gegründet und später von Michael Knoll geleitet. Wir können nicht nur tanzen, sondern auch singen! Auf den Veranstaltungen findet auch diese neue Idee große Anerkennung und Beifall und war lange Jahre Bestandteil unserer Veranstaltungen. Der Elferat kommt auf die Idee, eine eigene Schaudarbietung zu gründen und überrascht die Mitglieder und Gäste unter anderem mit Tänzen wie Hausmänner und Torfrock. Aus dieser anfänglichen als Gag gedachten Idee entstand eine Tradition. Heutzutage bringt diese Gruppe lustige Stücke, wie z.B. die „Rotkäppchen-Imitation“, die auf jeglichen Veranstaltungen das ganze Publikum zum Lachen bringt.
1981 bekamen wir ein weiteres Top-Tanzmariechen Marion Möhring. Sie knüpfte an die Erfolge von Ingrid an und ertanzte für den Verein viele vordere Plätze auf den Tanzturnieren.
Auch sie erreichte 1981 auf der Deutschen Meisterschaft einen erfolgreichen vierten Platz.
Heutzutage trifft man Marion auf deutschlandweiten Tanzturnieren in der Jury an. Ihren strengen
geschulten Augen entgeht noch heute kein Fehler, zum Leid der Tänzer.
1984 übernimmt sie das Training der Kindertanzmariechen und der Aktiv-Garde. Mit Aufbau der Kindertanzmariechen setzt sie einen Meilenstein für den Verein. Noch heute sind fast alle dieser Tänzerinnen Mitglieder und aktiv in der Möwe tätig. Sie leisten dem Verein als Trainerinnen oder im Vorstand wertvolle Dienste.
Durch die erfolgreiche weibliche Garde liegt der Gedanke nicht fern, eine gemischte Garde aufzubauen. Es wird trainiert und ein Tanz einstudiert. Mit diesem nimmt die gem. Garde erfolgreich an Turnieren und Deutschen Meisterschaften teil. 1988 entwickelt sich aus einigen Tänzern eine neue Gruppe, die das Steppen für sich entdeckt hat. Unter der Leitung von Gisela Varchim und Heidemarie Reichert wird hier eine ganz neue Tanzrichtung präsentiert. Neue Ideen sind immer eine Bereicherung für einen Verein. Zu den Höhepunkten unserer auswärtigen Auftritte zählen die Besuche 1985 und 1995 bei der Wiener Faschingsgesellschaft in Österreich. Noch heute wird geschwärmt, wie schön diese Veranstaltung gewesen ist. 1985 tritt Peter Schlößl die Nachfolge als Präsident an und holt mit Hilfe von Andreas Wolf die Deutschen Meisterschaften nach Lübeck-Travemünde. Die harte Arbeit der letzten Jahre führt hier zum Erfolg. Das Showballet schaffte es mit seinem Schautanz „Amerika“ auf einen tollen 3. Platz. Jasmin Ates schaffte es, das erste Mal in der Vereinsgeschichte, den Deutschen-Meister-Titel als Kindertanzmariechen in den hohen Norden zu holen. 1986 schaffte sie es erneut und verteidigte ihren Titel, auch ohne Heimvorteil, in Hagen.
Die Arbeit von Marion trug Früchte. Auch Andrea Hagen ertanzte sich mit ihren schwungvollen Sprüngen und akrobatischen Tänzen die vordersten Plätze auf den Turnieren. Sie tanzte sich bis zur Deutschen Meisterschaft vor und steckte so einige Südtanzmariechen „locker in die Tasche“. 1987 bekommt die Möwe das erste Mal in der Geschichte des Vereins ein Tanzpaar. Christina Stappenbeck & Christian Schulz erfreuen die Zuschauer mit ihrem ausgefeilten Tanz und atemberaubenden Hebungen. Auf den Turnieren schmücken die beiden sehr oft das „Treppchen“ und durften auch auf der Deutschen Meisterschaft nicht fehlen. Somit gehörten sie zu den Top-Tanzpaaren deutschlandweit. 1989 wird das Fernsehen aufmerksam und wir werden von SAT 1. zum Frühstücksfernsehen eingeladen. Dort präsentiert sich die Möwe mit einigen Darbietungen und unserem Präsidenten. Anfang der 90er verlässt Marion Möhring aus beruflichen Gründen den Verein und Tanja Scheunemann, die bei Marion „groß“ geworden ist, übernimmt den Part als Mariechentrainerin.
Sie schafft es mit Hilfe von Jessica Schmidt und Sarah Hagenström kleine Tänzerinnen heran zu züchten.
Tolle Erlebnisse für unse Mitglieder in den 1990-er Jahren
1990 fährt die Silbermöwe im Auftrag der Hansestadt Lübeck zum Hansetag nach Zwolle. Die dortige Karnevalsgesellschaft feiert ihr 33-jähriges Jubiläum. Nach einem gemeinsamen Straßenumzug und einem offiziellen Empfang im Rathaus von Zwolle beginnt eine Großveranstaltung vor 3000 – 4000 Gästen. Dies ist der richtige Rahmen für unsere Hausmänner und unser Showballet, die nach ihren Auftritten stürmisch bejubelt werden. 1992 schließt sich dem Verein eine weitere Bereicherung an, auf den jeder Verein neidisch sein kann: „Ein Fanfarenzug“ unter der Leitung von Klaus Petersen. Nicht jeder Verein hat das Glück, einen eigenen Fanfarenzug zu besitzen. Es wird musiziert was das Zeug hält und auf jeder Veranstaltung ist er einer der Höhepunkte des Abends. Er fährt 1994 mit der Möwe nach Italien, macht Rimini unsicher und hat neben einigen Urlaubstagen etliche Auftritte vor heimischem Publikum.
Im selben Jahr wird die Silbermöwe, 42 Jahre nach der Vereinsgründung, offiziell als Verein eingetragen und heißt ab nun: GKG Silbermöwe Lübeck e.V. 1994 wird unser Präsident Peter Schlössl auch beim NKV zum Präsidenten gewählt. Durch seine Aufgaben in der Silbermöwe, im NKV und im Tanzturnierausschuß des BDK merkt man, dass er dem Karneval voll und ganz verfallen ist. Lange Zeit saß er als Juryobmann auf den Turnieren und zitterte natürlich bei den Darbietungen der Möwe immer fleißig mit.
1995 übernimmt Andrea Hagen mit Hilfe von Gabriele Brennecke die Junioren und 1996 dann auch zusätzlich die Aktiv-Garde mit der Unterstützung von Tanja Scheunemann. Die Aktiv-Garde schafft es nach fast 20 Jahren, ihren Tanz wieder auf die Deutsche Meisterschaft zu bringen, wo sie 2002 in Nürnberg mit 8 Tänzerinnen teilnehmen. Mit ihrem Showtanz „Bauernhof“ belegen sie gute Plätze auf den Deutschen Meisterschaften und vertreten würdig den Norden Deutschlands. Auf diese Weise hat sich die Aktiv-Garde der Möwe über die Jahre immer mehr einen Namen gemacht und braucht sich nicht hinter den großen Garden des Südens zu verstecken.
Unsere Jugendarbeit
Dass der Verein seit Jahren die Jugendarbeit fördert, bemerkt man immer wieder aufs Neue. Auch Doreen Nicolas, die Enkeltochter unseres Gründers, übernimmt mit Hilfe von Christiane Broszinsky, die bereits mehrere Jahre die Kindergruppe unterstützt, die Kleinsten im Verein. Die neue Brise spürt man auf den folgenden Turnieren, da die Kinder dort immer öfter die vorderen Plätze belegen und von den Deutschen Meisterschaften nicht mehr wegzudenken sind.
2005 bekommt der Verein Zuwachs von dem Aktiv-Tanzpaar Yvonne David & Jan-Patrik Siegel. Sie qualifizieren sich für das Halbfinale zur Meisterschaft und vertreten die Silbermöwe würdig.
In unserem Verein wird nicht nur das Tanzbein geschwungen, sondern auch die Tradition gepflegt. Ohne Bütt läuft in einem Karnevalsverein nichts. Seit Jahrzehnten ließen Claus-Michael Nicolas (der Sohn unseres Gründers) und seine Frau Anita Nicolas unsere Bauchmuskeln erzittern. Oft überraschten die beiden uns aufs Neue mit witzigen und spritzigen Büttenreden.
Wir möchten ihnen recht herzlich für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre tollen Reden danken.
Wenn man sich die ersten Fotos von 1952 anschaut, entdeckt man damals ein kleines Mädchen. Dieses kleine Mädchen ist dem Verein heute immer noch treu und war Jahrzehnte lang unsere Tanzmeisterin: Julia Kruschke. Sie selbst hat die Möwe in ihrer Entstehung miterlebt und war selbst Ende der 50er im Alter von fünf Jahren das erste Mariechen des Vereins. Weiterhin tanzte sie in der Garde und beim Showballett mit. Julia ist die ganzen Jahre über treue Beraterin der Trainer und Tänzer und unterstützt diese mit ihrem ganzen Herzen. Da sieht man mal wieder: „Einmal Karneval – immer Karneval“. Im Jahr 2006, nach 20-jähriger Präsidentschaft, gibt Peter Schlößl sein Amt als Präsident an Joachim Anwalt ab. Peter hat dem Verein in seiner Amtszeit wertvolle Dienste geleistet und wird dafür bei der Mitgliederversammlung zum Ehrenpräsident ernannt.
Viele Aktivitäten können in einer Kurzfassung nur angerissen werden, aber hierzu zählen natürlich auch die Mitarbeit im Komitee Lübecker Karneval, die Teilnahme am Lübecker Volksfestumzug, die Unterstützung der Lübecker Stadtprinzenpaare sowie die jährliche Ordensverleihung „Ein Herz voll Humor“ an verdiente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Heute sind ca. 120 Akteure in der GKG Silbermöwe aktiv tätig. Am 06.06.2007 feierte der Verein seinen 55-jährigen Geburtstag im Hotel Mövenpick.